Beitrag über die Familie Maksutaj

26. Mai 2010
Beitrag über die Familie Maksutaj

Beitrag über das Familienglück der Maksutajs in der aktuellen Ausgabe von “Wir Eltern”\

Azem Maksutaj (34), Profi-Thaiboxer, mit Leandro (3) Ein Mann, der 14 WM-Titel im Thaiboxen gewonnen hat und im patriarchalisch geprägten Kosovo aufgewachsen ist, übernimmt die Betreuung seines kleinen Sohns, damit seine Frau Njomza (24) als Privatbankerin Karriere machen kann? Ja, Azem Maksutaj bricht so ziemlich jedes Klischee, das man Menschen seiner Herkunft normalerweise überstülpt. Von wegen Macho, der zu Hause die Füsse auf den Tisch legt und sich von seiner Frau bedienen lässt! Azem, sagt Njomza, sei vielmehr das klassische Beispiel von «harte Schale, weicher Kern». Er ist ein Kämpfer: Als 15-Jähriger kommt er in die Schweiz. In seiner Heimat ist Krieg, deshalb haben ihn seine Eltern zu sich nach Winterthur geholt. Obwohl eigentlich vorgesehen war, dass er ihnen erst nachfolgt, wenn er in Kosovo die Schule abgeschlossen hätte. Azem ist nun zwar in Sicherheit, aber fühlt sich fremd und einsam hier. Er versteht die Sprache nicht, er weiss nicht, was er hier soll. Bis er das Thaiboxen entdeckt. Von nun an ist die Thaiboxschule in Winterthur seine neue Heimat. Azem trainiert täglich sechs Stunden, erkämpft Sieg um Sieg, ist mit 19 Jahren der jüngste Weltmeister aller Zeiten. Er gewinnt weitere WM-Titel, im Alter von 25 Jahren zählt er zu den besten Thaiboxern der Welt. Die Schule in Winterthur, wo alles begonnen hat, gehört inzwischen ihm. Und seit diesem Frühling ist Azem durch den Dokumentarfilm über sein Leben («Being Azem») auch ausserhalb der Thaiboxszene berühmt. Aber da war doch noch etwas anderes ausser Kampf? Klar, Azems weicher Kern: Der Mann mit den stählernen Muskeln und den schnellen Fäusten schenkt sein Herz der schönen Njomza, die ebenfalls aus Kosovo stammt, aber in der Schweiz aufgewachsen ist. Verliebt, verlobt, verheiratet ? und Njomza ist schwanger. «Viel schneller als geplant», sagt sie. Sie wollte doch zuerst im Beruf noch weiterkommen, wollte noch ein Studium in Wirtschaftsrecht abschliessen. Sie war gut 20 Jahre alt und konnte sich nicht vorstellen, von nun an zu Hause zu bleiben. «Und beruflich den Anschluss zu verpassen», sagt Njomza. Was nun? «Wenn man ein Kind bekommt, findet man immer eine Lösung», meint Azem. Mit einem 80-Prozent-Pensum steigt Njomza vier Monate nach Leandros Geburt wieder bei der Bank ein. Azem ist zu Hause mit dem Baby, wickelt und schöppelt es, geht mit ihm spazieren. «Ich hätte nie gedacht, wie gut ich das kann, wie viel Freude es mir macht.» Und er sagt auch: «Väter, die das nicht kennen, verpassen so viel in ihrem Leben!» Sein Vater zum Beispiel, der die meiste Zeit als Gastarbeiter in der Schweiz lebte, um seine Familie in Kosovo durchzubringen. Azem wuchs praktisch ohne Vater auf, dessen jährliche Besuche während der Sommerferien reichten nicht für eine innige Beziehung zu seinen Kindern. Leandro hat sie unübersehbar: Es ist stets Papa, den er ansteuert, wenn er etwas will. Zum Beispiel die Hose anziehen, etwas trinken, mit ihm kuscheln. Leandro ist ein Papa-Kind. «Ich schaue schon, dass er auch zu meiner Frau geht», sagt Azem, «ich möchte ja auch mal meine Ruhe haben.» Am Anfang sei es nicht immer einfach gewesen, den ganzen Tag zu Hause zu sein, er habe sich manchmal von der Welt abgeschnitten gefühlt. Mittlerweile läuft die Organisation des Maksutajschen Familienalltags wie am Schnürchen: Leandro ist dreimal wöchentlich in der Kita, Azem bringt und holt ihn ab, betreut ihn die restlichen Tage und fährt mit ihm jeweils gegen Abend zum Bahnhof, wo er ihn Njomza übergibt, die von der Arbeit kommt. Sie fährt dann mit dem Kind nach Hause und Azem in seine Thaiboxschulen ? inzwischen besitzt er nämlich dererzwei. Azem wünscht sich auch weitere Kinder; Njomza sagt, sie könnte auch mit einem leben. Aber Azem ist überzeugt: «Man findet immer eine Lösung.»

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